Gibbon Experience

Auf Anraten einiger Reisender seitdem ich in Laos angekommen bin habe ich mich nach einigem Einlesen dafür entschieden, an der Gibbon Experience teilzunehmen. Mit knapp 100$ pro Tag ein nicht gänzlich günstiger Spaß, aber er war es in jedem Fall wert, soviel sei schon mal verraten.

Unser Baumhaus
Unser Baumhaus

Das Projekt ist eine Idee eines Franzosen, der hier die Idee hatte, Touristen die wunderbare Natur näher zu bringen, dabei die Einheimischen vom Opiumanbau und Raubbau an der Natur abzuhalten und versah das ganze mit einer Prise Action, indem man an Stahlseilen per Klettergurt gesichert über z.T. 150m Tiefe Schluchten durch den Urwald saust und in Baumhäusern in 50m Höhe wohnt. Durchaus beeindruckend!

Am Samstag Abend habe ich mich vom Slow-boat aus Luang Prabang kommend aus direkt zur Agentur aufgemacht, um mir die Informationen für die nächsten Tage zu besorgen und die Reservierung zu bestätigen. Das ist auch durchaus zu empfehlen, denn dann hat man das Organisatorische bereits hinter sich – inklusive, des Verzichts auf jeden Schadensersatz bei Verletzungen durch Abstürze, Schlangenbisse, Egelattacken oder, sonstige widrigen Vorkommnisse.

Am Morgen danach gabs dann erst mal eine Einweisung, die sehr typisch für die Mischung „Westeuropäisch-Laotisch“ war. Auf der einen Seite gut durch produzierte Filme zur Einweisung in den Umgang mit den Ziplines und den Gurten und Appetizer auf die Aussicht, Gibbons in freier Wildbahn zu sehen. Die Filme wurden vom laotischen staff kommentarlos eingelegt, liefen durch und danach die nicht wirklich auf eine ernsthafte Diskussion ausgelegte Frage, ob wir noch Fragen hätten. Diese haben wir auch brav verneint, da keiner mit einer Beantwortung gerechnet hat.

Wir, das waren vier Holländer, ein Nichtsprecher, ein junger Däne und ich. Am Ende der Session teilte, sich die Gruppe in das Holländische Pärchen und den Nichtsprecher als das 2-Tage Team einerseits und die verbliebenen beiden Holländerinnen, Michael, der Däne und ich als das 3-Tages Team auf. Wir hatten für uns vier zwei Jeeps in die wir uns fläzten. Ein Luxus den ich erst heute erkannte, als ich die neue Gruppe starten sah. Die hatten zwei Jeeps mit 16 Personen. Davon saßen acht auf der Pritsche.

Die zweistündige Fahrt – davon eine auf normalen Straßen und den Rest auf einer holprigen Urwaldsandstraße durch Bäche und Gipfel mitten hinein in wirklich dichtes Dschungelgebiet – absolvierten wir also sehr komfortbetont 🙂

Im Basislager angekommen sahen wir die Gruppe, die das Abenteuer bereits hinter sich hatte, auf die Jeeps warten. Auch diese Gruppe war erheblich größer als unser kleiner versprengter Haufen. Aber ganz ehrlich, das war genau der große Spaß daran: Man hatte weniger Leute, auf die man beim Trecking warten musste, doppelt so viel Platz im Baumhaus und mehr Zeit zum Ziplinen.

Von hier ging’s dann auf single trails ab in den Dschungel für ungefähr drei Stunden bis wir den „waterfall“ erreicht hatten – wir hatten nämlich die gleichnamige Tour gebucht. Wobei er naja sagen wir mal einen Meter Fallhöhe hatte – also nicht gerade die Bezeichnung Wert. Wobei das Wasserbecken darunter wirklich klasse war. Einerseits ist ein Bad im kalten Wasser nach ein paar Stunden Dschungeltour durchaus erfrischend und zum anderen war dort bereits die erste kleine Zipline, allerdings vielmehr um ins Wasser zu fliegen.

Nach einem ausgiebigem Bad ging’s dann auch zur Resten richtigen Zipline und ich hab mir bereits voll in die Hose gemacht ;-). Erstmal den Klettergurt angezogen und den Guides beim „Einhängen“ zugesehen. Danach hab ich mich ins Seil eingehängt und bin losgerauscht. Am Anfang durch dichten Baumbewuchs dann öffnete sich das Tal aber gleich 40-50 Meter unter mir. Gottseidank rauscht man da schnell drüber, sodass man sich gleich auf die Landung gegenüber konzentrieren musste.

http://www.youtube.com/watch?v=C3FG7j9wI_c&sns=em

So absolvierten wir noch drei andere Talüberqerungen, bis wir in unserem Zuhause ankamen. Einem Baumhaus von 6-8 Metern Durchmesser mit einem Bad eine Etage tiefer, in dem man beim Duschen unter sich durch die Bretter 40 Meter bis zum Boden sah. Ehrlich gesagt, die Duschorgie wird da schon vermieden, da man schnell wieder raus will!

Geschlafen haben wir dann auch mehr schlecht als recht. An die Geräusche im Dschungel muss man sich ehrlich gesagt erst mal gewöhnen. Ganz abgesehen davon, dass die 40Meter für Ratten anscheinend kein sonderliches Hindernis zu sein scheinen, denn die ein oder andere Erdnuss lag dann nach dem Abendessen schon noch rum, und die haben sie sich auch,erfolgreich geholt. Zum Glück hatten wir absolut dichte Moskitonetze, die eigentlich mehr Zelten ähnelten. Da kamen dann weder Moskitos noch Nager rein. Aber von ruhigem Schlaf war kaum zu reden. Zumal ich laufend auf die Toilette musste. Der einzige Vorteil bei Nacht mit Stirnlampe in schwindelerregender Höhe die Keramik aufzusuchen ist nunmal der, man sieht nix und schon garnicht, wie tief die eigenen Köttel so durchs Rohr nach unten fallen.

Nach unruhiger Nacht wurden wir aber prompt belohnt mit einem heran sausenden, dampfenden Wasserkessel, den unsere Guides einflogen, damit wir frischen Tee zum Frühstück bekamen. Banleun, unser älterer Guide hatte daran auch sichtlichen Spaß. Abgesehen davon war er eh herzallerliebst. Eine wahre Frohnatur, fit wie ein Turnschuh, und immer zuvorkommend und fotowütig. Sobald man ihm ne Kamera in die Hand gab, hat er abgedrückt und da Teil nicht mehr losgelassen. Lieder war sein Englisch nur mäßig, was die Kommunikation durchaus behinderte.

Sticky Rice, gebratenes Gemüse, Morning Glory, Gartoffeln und Rührei haben wir dann zum Tee schnell hinter uns gelassen, und sind aus unserem Schlafnest ausgeflogen für weitere drei Stunden Trecking durch den Dschungel. Im Gänsemarsch durchs Unterholz und an Palmen, Lianen und Bambus vorbei kamen wir dann an der nächsten Küche vorbei. Einem kleinem Haus, das von einer Familie bewohnt wird, die für die Besucher des Projekts jeden Tag kocht und damit ihren Lebensunterhalt verdient.

Die Vermutung, dass das nächste Domizil nicht mehr weit sein würde, bestätigte Sichuan nur eine Zipline entfernt. Der Einflug in den Horst war etwas holprig, was aber noch garnichts war im Gegensatz zum Ausstieg. Das Baumhaus stand völlig frei im Tal und lag auf mindestens 60 Metern Höhe in einem abschüssigen, sich öffnenden Tal. Hose voll ist da garantiert! Der Ausstieg war so ziemlich das schrägste bisher. Ein labberiges Türchen verhinderte versehentliches „Aussteigen“ ohne Gurt. Wenn Mann dennoch musste klinkte man sich in der Hütte ins Seil, öffnete das Gatter und robbte soweit aus der Hütte, bis die Beine am Abgrund baumelten. Dann ein Stoßgebet und ein Sprung ins Nirvana. Also beim Ersten Mal dachte ich, ich überleb’s definitiv nicht.

Den Nachmittag verbrachten wir mit Ziplining, sich in die Hose machen und Fotos schießen, wahlweise mit und ohne Guides. Denen schien die Höhe irgendwie nüscht auszumachen – abartig!
Die zweite Nacht war erheblich angenehmer. Ich hatte die Honeymoon-Suite im ersten Stock – oder besser gesagt, im 31. Stock. Da haben die Ratten schonmal eine Etage tiefer Futter gefunden 😉

Was aber in beiden Häusern durchaus abartig war, dass sowohl die Dusche, als auch die Kloschüssel keine 10cm Vom Rand des Baumhauses angebracht waren. Ich meine sich zu waschen und der gemeine Stuhlgang sind nach all den Jahren zugegebenermaßen nicht mehr das Spannendsde, aber auf diese Art von „Unterhaltung“ bei der Körperhygiene kann ich echt verzichten. Also 20cm weiter innen hätten keinem geschadet! Scheiß höhenangstbefreite Eingeborene!

Eine Steigerung des Hüttenausstiegs kam dann am nächsten Morgen: da wir bisher noch keine Gibbons gesehen hatten, war ausgemacht, um fünf ins andere Gebiet aufzubrechen, das von der Classic-Tour besucht wird. Das bedeutete aber Ausstieg mit Stirnlampe im Dunkeln in einen 60-Meter Schlund. Und als ob das noch nicht gereicht hätte, hat’s natürlich je Stunde vorher noch angefangen, zu regnen. Also: Nix sehen, nicht ausgeschlafen, in einen absurden Abgrund stürzen und dann noch ein nasses Seil! Ja Super! Was mache ich eigentlich hier?! Ich mein, ich hätte mir sieben Wochen lang, den Kamin anmachen können, wahlweise nen Papillon Blanc oder nen St. Laurent von meinen Nachbarn holen können und mich durch meine Cinemathek zappen können. Und was mache ich – häng im Urwald rum und mach Indiana Jones Konkurrenz…

O.K., die Tatsache, dass ich das in mein Ipad schreibe, zeugt davon, dass ich mir mal wieder mehr ins Hemd gemacht habe, als nötig. Und der Marsch durch den regennassen Urwald war eigentlich traumhaft schön – bis zum Vermerk, wir sollen bitte die Lampen anlassen, damit wir auf keine Schlange treten. Ja, danke – zu freundlich! Ein spontaner Genussstopper. Wie immer ist es mir aber nicht beschieden, welche zu sehen, also auch dieses Mal nicht. Auch in Bagan, der Stadt mit den meisten Schlangenbisstoten, haben wir keine gesehen. Naja, es gibt Erstrebenswerteres, denke ich.

Und dann haben wir wirklich Gibbons gesehen, wobei, ich erzähl Blödsinn. Also erstmal,haben wir sie gehört. Das klingt so, als ob in NY City die firefighter ausrücken – sehr abgefahren! Und nach viel Suchen und Schauen haben wir sie auch durch die Bäume fliegen sehen. Ein Video habe ich auch noch, aber den kann ich leider am Ipad nicht laden. Auf jeden Fall sieht das sehr beeindruckend aus, wenn die in schwindelerregender Höhe 6-7Meter von Baum zu Baum fliegen. Da war dann auch Ziplining nicht mehr spannend!

Gegen Mittag sind wir dann am Startpunkt unserer Treckingtour – dem village angekommen und haben uns auf den Jeep geschmissen und sind in Richtung Houay Xiayh aufgebrochen. Schade, dass es das dann schon wieder war, aber auf eine Dusche ohne Höhenangst und ein Bett ohne Angst vor Ratten hab ich mich dann doch gefreut.

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