Jetzt gehts erst richtig los

Die letzten Tage waren gut, um in Asien anzukommen, aber so wirklich viel anders ist es jetzt auch nicht. Angenommen, man verlässt das Hotel nur zu den essentiellsten Dingen, könnte man meinen, man wäre noch in Europa. Das Bad, der Zimmerservice, vom WLan im Zimmer und dem Lenovo Laptop im Hotelzimmer mal ganz abgesehen.

Seit Kurzem ist das aber anders. Ich sitze im Zug Richtung Sa Pa oder besser gesagt nach Lao Cai und in einem Anflug geistiger Umnachtung habe ich mir für den Nachtzug die Kategorie „Hard Seat“ ausgesucht. Nachdem ich Platz genommen habe, weiß mein Allerwertester auch was „Holzklasse“ auch im nicht übertragenen Sinn bedeutet.

 

Der Schlafwagen mal ganz anders...
Der Schlafwagen mal ganz anders…

Mir gegenüber sitzt ein Pärchen – er so Anfang fünfzig und sie so Mitte, Ende vierzig. Mit ihm habe ich unter wildem Gestikulieren erst einmal die neue location etwas angenehmer gestaltet, denn unter unseren Sitzen liegen zwei Stromkabel so dick wie Schwarzeneggers Oberarme, deren Sinn sich mir nicht so recht erschließen will. Auf jeden Fall nehmen sie ne Menge Platz zum Verstauen anderer Gepäckteile weg. Sie Vertrauen mir erst mal ihr Gepäck zur Beobachtung an, was ich insofern begrüße, als ich das dann auch mal einlösen kann 🙂

Wir sind jetzt fast ne halbe Stunde unterwegs und mein Gesäßmuskel meldet sich bereits mit einigen Bedenken, die Fahrt unbeschadet zu überstehen. Eine geeignete Position habe ich auch noch nicht gefunden. Zumal sich der Platz auch nicht als üppig darstellt, denn seit Fahrtbeginn wurden Unmengen von Plastikschmeln im Gang verteilt, um die Menge der Reisenden zu verstauen. Damit ist eigentlich alles vollgestellt mit Waren oder Menschen. Gerade ist das „Mitropa-Team“mit seinem Fresswagen durchgefahren, was erstmal zu viel Umschichtung und Neusortierung der Platzordnung geführt hat.

Vor einem ähnlichen Problem sehe ich mich gestellt, seit alle wieder sitzen, denn ich habe gerade mit dem Gedanken gespielt, ans andere Ende des Wagons zu gehen, um die Toilette aufzusuchen. Das Problem ist nur, wie dahin kommen? Ich mach’s also so, wie vor ner felsigen Tiefschneeabfahrt: Erst einmal das Terrain scannen und überlegen, wo den ersten Schwung setzten, wo meinen schwächeren Linksschwung? Dann immer locker in den Knien bleiben, falls unerwartet ein Felsbrocken (also ein gestikulierender, sich bewegender Mitinsasse) auftaucht und man möglichst elegant darüber hinweg gleitet.

Bei all der Planung merke ich, dass es nichts hilft da zu sitzen und zu ueberlegen: Ich muss aufs Klo! Also ab ins Getuemmel….

...das stoert ausser ir anscheinend keinen...
…das stoert ausser ir anscheinend keinen…

OK. Ich bin zurueck und erheblich erleichtert wasmeine Blase angeht. Mein Hintern hatauchetwas Erholungerfahren. Mal sehen,wann er anfaengt voekkig zu streiken…

Im Abteil ist jetzt allmaehlich die Vorbereitung zur Nachtruhe zu spuehren. Links von mir macht sich eine Oma einen Schlafplatz unter en Sitzbaenken und legt sich eine Plastikplane aus und ein Kopfkissen aus Pullis in einer Tuete. Es dauert keine zwei Minuten und sie ist weg. Mal sehen,wann ich das Glueck habe…

In der gleichen Bankrondell unter dem die Oma berits schnarcht sitzen die Reisenden nur nkapp an der vorderen Kante, da sie einem Jungen die Bank als Liege ermoeglichen. Da seine Beine etwas zu lang sind, sitzt ein Mann auf einem Schemel und hat die Fuesse des Jungen auf dem Schoss. Einige Zeit dachte ich, dass es sich dabei um den Vater handelte, aber durfte feststellen, dass sich die Menschen im Abteil damit abwechseln, damit der kleine Junge besser schlafen kann. Das stell ich mir mal in Deutschland vor, in dem gelegentlich Kinder Nachts aus dem Zug geworfen werden, wenn sie kein Ticket haben

... es wird in jeder Position geschlafen!
… es wird in jeder Position geschlafen!

Ich versuche nun endlich eine Schylafposition zu finden, die einerseits meinem Gesaess Erleichterung herbeifuehrt und meinen Kopf einigermassen stabilisiert. as geht mehr schlecht als Recht. Vielleicht haette ich mehr essen sollen oder jemand scheckt mir fuer die naechsten acht Stunden nen fetteren Hitern, der wuerde das glaube ich besser abfedern.

Ich hab gerade tatsaechlich ne halbe Stunde geschlafen – Wahnsinn! Aber mein Hals ist voellig verzogen, na super!

Die naechsten Stunden vergehen irgendwie in einer MIschung aus Lethargie, Schlaftrunkenheit und dem Versuch, Gleichmut zu ueben. Und irgendwie schaffe ich es. Es wird langsam wieder hell und wir fahren durch wunderschoene Berglandschaften und laufen nach einer gefuehlten Unendlichkeit in Lao Cai ein.

Hier wimmelt es gleich wieder von Busfahrern, die einen in ihren BUs nach Sa Pa ziehen wollen. Zum Glueck sehe ich einen Traveller in einer Bustuer, den ich zielsicher anpeile und nach dem Preis frage, den er gezahlt hat. Das macht as Verhandeln erhablich leichter. Ich werfe mein Gepaeck in den Kofferaum und mache es mir auf einem der weichen Sitzen gemuetlich. Ich liebe es!

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