Xing Chào – Good morning, Vietnam!

Ich habs ja eigentlich nicht so mit Zitaten aus Filmtiteln, diesmal hauts aber hin wie die Faust auf’s Auge 🙂

Nach einem ganz passablen Flug in Deutschlands groesstem Vogel ueber den Tripper-Klipper-Flughafen Bangkok bin ich heute Morgen in Hanoi gelandet – die Schwabenfraktion darf jetzt gerne den reflexhaften Kauler bringen…. ( und, schon gemacht? 🙂 ).

Nach dem obligatorischen Laufen gegen die „Feuchtigkeits/Temperatur-Wand“ hab ich dann gleich mehrere verwunderliche Dinge erlebt.

Punkt 1:

Ich warte am Gepäckband auf meinen Rucksatz und rätsle, ob mein Lift zum Hotel wohl mit einem kleinen Schild auf mich warten wird. Hintergrund sei hier kurz erwaehnt: Herr Marquart hat es sich mal wieder nicht nehmen lassen, eine Hotelbuchung in Vietnam zwar generell schon mal zu machen, aber interessant ist hier der Zeitpunkt. Vor lauter Gerenne in Dtl. hab ich es also nicht geschafft das hinzubekommen und habe mich also in naiver Zuversicht in Frankfurt am Gate dazu bequemt, mal „kurz“:

  • Nach einem Hotel im Hanoi – Old Quarter zu recherchieren,
  • Empfehlungen mal so nebenbei zu ueberfliegen und
  • auf deren Homepage zu buchen (mit der expliziten Anmerkung dort, sie wuerden sich nicht vor einem Werktag melden).

Zugegebenermaßen mal wieder ziemlich bekloppt…

Aber was geschah – nach kurzem Email-Checken in Bangkok natürlich ohne Rueckmeldung – dann am Flughafen Hanoi?!

Na klar: Ich watschel‘ durch den Zoll und komme mir vor, wie bei einem Rosamunde-Pilcher-Film – ein junger, schuechtern drein schauender Vietnamese hat ein Schild mit meinem Namen (sogar korrekt geschrieben!) in der Hand, das mir in meiner Überwaeltigung so gross vorkommt, wie eine Telekom-Werbung an der Bushaltestelle. Einfach nur geil!

Ich bin also in meiner kollosalen Naivitaet wieder mal bestätigt worden. Wer weiss, wann’s das naechste mal schief geht 😉

Das führt mich dann gleich zu:

Punkt 2:

Nachdem mich mein Fahrer noch kurz in der Abflughalle hat stehen lassen, dachte ich mir: Carpe diem 4 pecunia. Sprich: ab an den Geldautomat und schon mal etwas lokales Geld ziehen. Da ging dann das Theater los. Ich erinner mich icht ganz genau, wievielen Menschen ich immer vorgeschwaermt habe, wie unkompliziert das Reisen mit der EC-Karte selbst in den entlegensten Winkeln der Erde sein wuerde. Aber ich hab das so ziemlich jedem auf die Nase gebunden. Nun denn, kurzum meine EC-Karte der kostenlosen wie unsäglichen Postbank spuckte partout kein Geld aus – und ich hatte mir extra eine Neue machen lassen, da die Alte schon einen Riss hatte. Nach dem dritten Versuch habe ich dann von meinem zweiten Konto bei der GLS-Bank (kommt schließlich auch aus Bochum, was soll man da falsch machen… 😉 ) ohne weitere Komplikationen Geld erhalten und blieb etwas ratlos zurück.

Auch waehrend einiger Versuche, in der Innenstadt von Hanoi Geld abzuheben, waren erfolglos. Nach meinem Telefonat mit der Hotline der Postbank bin ich nun schlauer aber auch entschlossener – ja, genau: Die Bank zu wechseln!

Mit schwaebischem Idiom gepaarte Kaltschnaeutzigkeit schlaengelt sich an der Hotline dann in mein entsetztes Ohr: Die Karte die ich und sicher viele andere Kunden haben, wurde ab 2011 ausgetauscht – wohlgemerkt zu meiner Sicherheit (Klar: die ist so sicher, dass noch nicht einmal ich Geld bekomme!) – ausgetauscht und ist ja jetzt eine V-Pay Karte. „Die funktioniert in Vietnam nicht, dass können Sie aber mit Ihrer Kreditkarte machen!“

Eine kurze Google-Recherche später bin ich dann auch schlauer: Abhebung mit der echten EC-Karte in Asien von rund 300 EUR kostet knapp 4 EURO Gebuehr. Mit der Kreditkarte um die 15-16 EURO. Also um Sicherheit gings da bestimmt nicht!

Zurueck zu meinem Telefonat: Nach meiner Entrüstung über diesen Sachverhalt kam dann der Satz des Tages:

Haedded se hald Ihre Nochrichte besser laesa solla, no haedded’s es auch gwisst! Do koah’n I Ihna au ned helfa!

Bong! Der saß!

Meinen kleinlauten Aufreger, dass sie sich dann auch nicht wundern muesse, dass sie in zwei Monaten einen Kunden weniger haben wuerde, hat sie dann elegant ignoriert und ich saß mit fassungslosem Blick auf meinem Garkuechenstuehlchen! Toll gemacht, Marquart! Du und Deine Zuversicht, soweit kommts also! Das erste Hoch ist gerade 3 Stunden her, da kommt auch schon die Rechnung!

Sollte sich also jemand von Werbesprüchen wie „Unterm Strich – zähl‘ ich“ in der Postfiliale beeindrucken lassen, kann man nur resümieren: Da spricht die Postbank eindeutig über sich selbst.

So, jetzt aber zu

Punkt 3:

Meine letzte Reise nach Vietnam (Da hat meine EC-Karte uebrigens wunderbar funktioniert!) liegt ja nun schon zehn Jahre her (ein kleiner Einblick in die damalige Tour sei unter www.kptkip.de/vietnam gestattet!).

Dass da auch oder gerade in Vietnam nicht die Uhren angehalten wurden, nur weil ich wieder abgereist bin, war ja relativ klar. Aber ueberrascht war ich dann schon ziemlich. Das gebe ich zu. Vor allem hhat sich das so von hinten angeschlichen – nicht so mit dem Baseball-Schlaeger ins Gesicht.

Ich glaube es ging los mit dem allgemeinen Geraschel nach den Handies unmittelbar nach der Landung. OK, das lasse ich noch durchgehen, das ist ja wirklich unumgaenglich, aber nachdem ich mir fuer die Reise ein kleines Billig-Smartphone bei ebay geschossen habe, sind hier alle high-tech-maessig an mir vorbeigezogen. Auch hier jagt ein Iphone 4 das andere Galaxy III. („Same, same, but different“ ?!)

Aber so richtig klar wurde es mir als Erstes beim Einsteigen: Mein Fahrer bot mir ohne grosse Aufregung einen Chevrolet an. Also das letzte Mal, war ich ja schon zufrieden, wenn das Gefaehrt Tueren ohne Einweck-Gummi als Schloss-Ersatz, funktionierende Bremsen und ein Lenkrad hatte. Heute hat mich dann gleich die Aircon angeblasen und spontan zu Kreislaufbeeintraechtigung gefuehrt. Gut, es gibt Schlimmeres als in funktionierenden Autos umher zu fahren, aber 2003 hat die Taxifahrt vom Flughafen ins Old Quartier noch 10 USD gekostet – heutesind es 18. Da soll mir noch mal einer sagen, der EURO hat alles teurer gemacht, pah!

Was mir dann heute aber immer mehr klar wurde, ist der zunehmende motorisierte Verkehr und das Geld, das in der Stadt ist. Ich habe mir von einem schwadronierenden Backpacker damals anhoehren muessen, dass es total traurig ist, dass die Fahrraeder immer mehr aus dem Alltag verschwinden und durch Mopeds ersetzt werden. Also um es mal klar zu sagen: Heute sind Mopeds der absolute Mindeststandard. Der Rest faehrt Auto. Ganz klar – und was fuer welche. Heute habe ich mindestens 30 C-Klasse Mercedes und 3er-BMWs gesehen, abgewechselt von zwei S-klasse AMG Karossen und Porsche Cheyennes. Also ueppiger ist der REWE-Parkplatz in Muenchen Gruenwald auch nicht ausgestattet.

Es waere auch undenkbar gewesen, dass ich wie heute ins Hotelzimmer komme und fuer den nahezu gleichen Preis WLAN im Hotel habe und ein Lenovo-Laptop im Zimmer.

Was mich aber nachhaltiger beeindruckt hat war der visuelle Eindruck:
Waehrend ich damals geflasht war von der Mixtur von alter, chinesisch gepraegter Graphik und Ornamentik zusammen mit franzoesischem Kolonialstil, vor allem die schraege – aber wie ich finde geile Kommunismus-Optik und schlieslich dem aufkeimenden westlichen Werbungs-Look.

Also Letzterer hat die Kommunismus-Visualisierung nahezu voellig verdraengt. Ich sehe davon fast nichts mehr. Schade, gerade dieses bonbon-farbene Idealbild von Mensch und Gesellschaft hatte was erfrischend Anderes und kam vor allem nicht so depressiv, melancholisch rueber, wie in den ehem. Ostblock-Staaten in Ost-Europa.

Das Highlight meines Tages war aber meine erste Pho Bo in Vietnam. Mein etwas in die Mangel genommener Magen und Kreislauf hat es auch sofort gedankt 🙂 Die Garkueche war klein schnuckelig und wie immer konnte das Wechselgeld erst nach einem Marsch durch die Nachbarschaft von Haendlern und Restaurantbesitzern ausgehaendigt werden. Alles also wieder normal!

Ich fang gerade an, wieder anzukommen…. 🙂

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